Talk mit Cinnemane

“All Gas No Breaks“ lautet der Titel des 2023 erschienenen Albums des Künstlers Cinnemane und um
ehrlich zu sein, könnte der Titel nicht passender gewählt sein. Der aufstrebende Musiker aus Wien
released fast ohne Pause neue Hyperpop-Songs, einer experimenteller und härter als der andere. Wir
haben uns deshalb, vor seiner Show am 18.5.2024 im Replugged mit ihm zusammengesetzt, um ein
bisschen über seine Musik und die Hyperpop Szene zu quatschen. Viel Spaß beim Talk mit
Cinnemane!


MJ: Du bist bei der Show heute ja der einzige Künstler, der sich auf Hyperpop spezialisiert. Viele
Hyperpop-Artists, die aus der Emo-Rap Szene kommen sind durch die Brakence Wave auf das Genre
aufmerksam geworden. Mich hätt interessiert, ob das bei dir auch der Fall war oder ob du davor
schon durch Dylan Brady und Co. darauf aufmerksam geworden bist?


Cinnemane: Es gibt da ja viele Parallelen, vor allem mit den Gitarren und so. Ganz damals hab ich
Dylan Brady gehört, da gabs nur den Begriff “Hyperpop” noch nicht, es ging aber auf jeden Fall schon
in diese Richtung. Der erste, mit dem ich den Begriff assoziiert hab, war kurtains. Den hat mir ein
Homie gezeigt und das war so diese Soundcloud-Hyperpop-Wave. Die haben halt alle immer so im
Discord gechillt und das war mehr eine Mischung aus Soundcloud-Rap und Hyperpop mit den vielen
Voice Cuts. ADHS-Musik halt. Das fand ich halt voll geil. Hauptsächlich am Anfang ericdoa und
glaive, weil die ja auch viel mit Gitarren machen und so. Obwohl die mittlerweile ja auch in eine
andere Richtung gegangen sind. Diese EP von den beiden war aber krass. “cloak n dagger” ist
glaube ich einer der besten Hyperpop Songs die es gibt.

Jakob: Weil du auch ADHS Musik gesagt hast: Was ist so deine Screentime? Ist das bei dir auch so
ehrenlos?


Cinnemane: Ich glaub für die Generation gehts. Eigentlich sind 5 Stunden sau viel, aber es gibt glaub ich
viele, wo der Durchschnitt so 7 Stunden ist.


Jakob: Ich bin nämlich 100% der Meinung, dass Hyperpop voll mit Screentime und so
zusammenhängt.

Cinnemane: Ja, voll. Generell wie sich alles entwickelt durch Social Media, TikTok und so. Es wird
alles halt viel schnelllebiger und man braucht viel mehr Reize. Ich hab mal ein Youtube-Video
gesehen, da haben sie Hyperpop so beschrieben, dass es eigentlich jede Musikrichtung sein kann,
aber halt so…


Jakob: … halt übertrieben und mit Reizüberflutung. Eigentlich so die perfekte Musik für Leute, die
nicht Geschirrspüler ausräumen können, ohne dabei Podcast oder Musik zu hören.
MJ: Ja, voll. Du nimmst irgendwas, machst es schneller, machst mehr Bass, machst Cuts rein und
dann kannst du’s Hyperpop nennen. Aber genau das mag ich an dem Genre. Man nimmt was und
macht es crazier.


Cinnemane: Is auch geil, wenn man die Genres dann so neu erfinden kann.

Cinnemane – Wo Ich Bin Ist Oben


MJ: Wir hören deine Musik ja auch schon recht lange. Ich glaub bei “Superman” hab ich dich das
erste Mal entdeckt. Deine ersten Songs sind ja zusammen mit Lex (ehemalig Lexika) entstanden. Wie kam
der Kontakt zustande?


Cinnemane: Das war nicht das Erste, aber halt das Erste, was Leute mitbekommen haben.

Jakob: Es ist auf jeden Fall das Erste auf Spotify.


Cinnemane: Schon, aber ich hab halt die alten Sachen runtergenommen. Ich hab ihm einfach
irgendwann geschrieben. Da hatte er noch so 2000 Follower, das war 2019, und hab ihn halt gefragt,
ob er einen Track machen will, weil da waren wir beide noch auf dieser Lil Peep Wave. Er hat dann
gleich gemeint, dass er meine Musik voll feiert und dass er eine EP machen will.

MJ: Geil, ich find das so cool, wenn sowas auf so einer Homie-Basis passiert. Vor allem diese ganzen
Geschichten, wie sich Soundcloud-Rapper kennengelernt haben. Lil Peep und so sind ja auch
genauso zusammengekommen.


Cinnemane: Es is halt bissi schade, dass Soundcloud nicht mehr so ein Ding is. Da gabs ja auch
diese Chat-Funktion und das war dann mehr wie Social Media. Mittlerweile, vielleicht weil ich mit
größeren Artists zu tun hab, aber mir kommt es so vor, als wärs nicht mehr so locker wie damals. Es
hat jeder immer gleich Geld im Kopf.


MJ: Voll, die Leute sind ja auch schon so weit, dass sie so ein Story-Highlight mit ihren
Feature-Preisen haben.

Cinnemane: Das Ding is so, ich hab auch, glaube 2 mal ein Feature verkauft, aber das mach ich
auch nicht mehr, weil das sind dann nie wirklich so Herzenssachen und, ich weiß nicht, die 120 Euro
die man dafür bekommt, sind dann irgendwie einfach nicht so worth. Oder wie viel man auch immer
verlangt, ist einfach nicht so der way.


MJ: Hast du schon mal ein Feature gekauft?

Cinnemane: Jaja, safe. Von Leesta, weil das is so einer meiner Lieblingsrapper. Das war für 200
Euro oder so und der hat wirklich einen kranken Part gemacht. Das is so ein guter Song geworden.
Ich checks auch wenn man ein Feature von Leuten kauft, von denen man schon lange Fan is, weil da
hat man dann seinen Fanboy Moment, wenn der auf einem eigenen Song is. Das is dann eh voll geil.
Aber aus der Position, dass mans halt verkauft, find ichs nicht so geil, weils eben nicht so organisch
ist irgendwie. Wie gesagt, es is halt Geld im Hintergrund und das is halt eigentlich nicht der Sinn von
Kunst. Das macht man eigentlich aus einer Emotion heraus und einfach weil man Bock drauf hat.


MJ: Ja, ich mein zwar, monetarisiert eure Kunst und so, das is voll valid, aber es hat find ich immer so
nen bitteren Beigeschmack.


Jakob: Ich find, man merkt auch wenn es ein gekaufter Part ist.


Cinnemane: Man muss da halt so die goldene Mitte finden, I guess.


MJ: Um das ganze zu nem Ende zu bringen, wollten wir noch, dass du uns ganz klassisch nen
Künstler empfiehlst.


Cinnemane: 2hollis! Unbedingt den neuen Song “crush” anhören, der is so insane. Der produziert vor
Allem ja auch alles selber und ich sag immer, der is der Mozart der Neuzeit. Das is so ein richtiges
Wunderkind. “Whiplash” von ihm ist glaube ich mein favorite Song of all time.

2hollis – crush

Ihr könnt Cinnemane hier finden:

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